Glossenschreiben

«Warum schiebst du es auch immer bis zum letzten Moment auf.» Meine Herz­dame schüttelt den Kopf. «Unter Druck schreibe ich am besten. Aber jetzt brauch ich eine Idee. Was haben wir denn Lus­tiges erlebt?» Ich flehe sie nach Inspira­tion an. «Du hast dich mal im Res­tau­rant­klo ein­ge­schlos­sen.» Meine Herz­dame lächelt bei der Erin­ne­rung daran. «Deine Be­frei­ung hat alle Gäste un­ter­halten.» «Das war der Tür­com­pu­ter, weil ich zu lange drinnen war. Das ist nicht lustig.»

«Oder wie in unserem Schre­ber­gar­ten alles ein­ging ausser Unkraut während es rund­herum über­all blühte.» «Ich prä­sentier doch nicht unser Ver­sagen zur Unter­hal­tung.» «Das ist aber unter­hal­tend – wenn mans gut schreibt!» Meine Herz­dame denkt nach. «Als du unserer Nach­barin die auf­gehängte Wäsche mit deinem Grill ein­ge­räuchert hast – da haben wir doch hin­ter­her viel da­rüber ge­lacht.» «Das war im Sommer, das kann ich nicht in der Februar­ausgabe bringen.» «Dann passt doch das Schlit­teln vom letzten Jahr – das war total lus­tig!» «Ja» seufze ich in schmerz­hafter Erin­ne­rung. «Von deinem Jauchzen hab ich jetzt noch Ohren­sausen. Aber darü­ber hab ich schon ge­schrie­ben.»

Ich überlege. «Du suchst doch immer Schlüssel in deinen diversen Taschen und findest dann Sachen, die ich ver­misse.» «Das finden nur Männer lustig. Schreib lieber was über deinen Küchen­mes­ser­tick.» «Das finden nur Frauen lustig.» «Ich geb auf, mir fällt nichts ein.» «Dann schreib halt über das.»

publiziert im Journal 1-15 (Letzte Glosse)