Die Heizung

«Warum rufst du nicht den Monteur an?» Meine Herz­dame beugt sich zu mir herunter. Auf allen vieren krieche ich unter dem Tisch hervor. «Das kann ich selber, das ist eine Routine­sache.»

Meine Herz­dame richtet sich wieder auf. «Wie lange brauchst du noch?» – «Eine Vier­tel­stunde.» – «Das ist schon die dritte ‹Vier­tel­stunde›. Viel länger kann ich das Essen nicht warm­halten, zumin­dest nicht, wenn wir es noch essen wollen.»

«Ich muss nur noch die Ven­tile ent­lüf­ten. Dafür hab ich extra diesen Schrau­ben­schlüs­sel ge­kauft. Dann läuft die Heizung wieder wun­der­bar.» Meine Herz­dame lächelt von oben herab. «Du brauchst eher einen Grund, um neues Werk­zeug zu kaufen.»

Unser Gespräch wird vom läutenden Te­le­fon un­ter­bro­chen. Meine Herz­dame wendet sich von mir ab. «Ich nehm’s.»

Ich krieche wieder zum Radiator. Mit dem Spezial­schlüssel drehe ich am Ther­mostat. Öliges Was­ser spritzt auf mein Hemd. Ich drehe wieder zu, klopfe ein paar Mal auf den Radiator und rüttle vorsichtig daran. Schon strömt Wärme durch die Rohre.

«Ich hab’s re­pa­riert», sage ich triumphierend, als meine Herz­dame zurück­kehrt. Sie be­trach­tet nach­denk­lich mein Hemd. «Aber mit einigen Opfern.» ‒ «Dafür hab ich einen speziellen Öl­ent­ferner», entgegne ich. «Wer war am Telefon?» ‒ «Unser Ver­mieter. Der Heizungs­boiler musste aus­ge­wechselt werden und läuft jetzt wieder. Und wir sollen auf keinen Fall an den Thermostaten herumbasteln.»

publiziert im Journal 6-14