Online-Banking
«Geben Sie die siebenstellige Zahl in das Lesegerät ein und drücken Sie ENTER.» Mit zittrigen Fingern versuche ich, die winzigen Knöpfe zu treffen. «Die nun erscheinende neunstellige Zahl übertragen Sie auf Ihren Computer.» Endlich – soweit hatte ich es noch nie geschafft! Glücklich tippe ich und drücke «OK». «Ihre Session wurde inzwischen beendet. Bitte loggen Sie wieder mit Namen und Passwort ein.»
«Soll ich die Rechnung nicht besser am Schalter einzahlen?», fragt meine Herzdame. «Wegen einer Rechnung muss man nicht herumlaufen. Die erledigt man schnell und bequem zuhause», antworte ich, etwas weniger überzeugt als noch vor einer Stunde. «Und wozu brauchst Du die vielen Passwörter?» «Drei sind für’s Online-Banking, zwei für mein E-Mail und das ist für’s Handy.» «Hier liegen ja zwei Handys.» «Das kleine ist das Lesegerät für’s Online-Banking.» Aha, du liebst ja solche Geräte. Ich geh’ essen kaufen», teilt mir mein Sonnenschein etwas hämisch mit und geht zur Türe hinaus.
Ich klicke mich durch die diversen Passwortabfragen und gebe sorgfältig alle gewünschten Zahlen ein. Nach einer halben Stunde erscheint die ersehnte Zahlungsbestätigung. Als meine Herzdame zurückkehrt, eile ich ihr entgegen, um von meiner erfolgreichen Tat zu berichten.
«Ich hab’ schönes Gemüse und Fisch vom Markt. Dann hab’ ich mir noch ein paar Schuhe und zwei Kleider gekauft. Auf dem Heimweg habe ich noch Deine Mutter getroffen», fasst meine Herzdame ihre Unternehmungen zusammen. «Und was hast Du inzwischen alles erledigt?»
publiziert im Journal 3-07