iPhone

«Hör auf, alle unsere Einkäufe mit deinem neuen Handy zu fotografieren!» Meine Herzdame ist etwas gereizt. Wir sind auf Grosseinkauf im Supermarkt für unser Abendessen mit Gästen. Und ich bin auf einer Mission: «Mit meinem iPhone scanne ich den Barcode jedes Produkts, und es zeigt mir an, wie gesund es ist. Diese Milch ist zum Beispiel gesund.» Meine Herzdame ist nicht beeindruckt. «Wer hätte das von Bio-Milch gedacht?»

Nachdem ich alles gescannt habe, gelangen wir zum Ausgang. «Ich hab’ Hunger.» Meine Herzdame wird hungrig schnell missgelaunt. Es gilt rasch zu reagieren. «Mein iPhone zeigt drei Restaurants in der Nähe an», beruhige ich sie. «Das sind die drei, in die wir seit Jahren gehen.» Meine Herzdame ist weniger als unbeeindruckt.

Beim Essen zeigt sie doch Interesse: «Hat's auch Spiele auf deinem iPhone?» Als überzeugte Autogegnerin ist meine Herzdame trotzdem ein Fan von Autorennen auf dem Computer. «Ich hab was für dich», verkünde ich stolz. «Du kannst sogar lenken wie echt.»

Damit bin ich mein Spielzeug für eine halbe Stunde los und die anderen Gäste rätseln, warum meine Herzdame ihr Handy dauernd hin- und herschwenkt. Mit einem «Das war lustig», reicht sie mir mein Wunderteil zurück. «Aber beim Spielen ist mir was eingefallen. Wir haben keinen Apéro für unsere Gäste. Jetzt kannst du das Ding mal für seine eigentliche Bestimmung benutzen: Ruf sie an und sag' ihnen, sie sollen etwas mitbringen.»

«Kann ich nicht», erwidere ich zerknirscht. «Der Akku ist leer.»

publiziert im Journal 4-10