Sofa
«Wir sollten endlich wieder mal etwas unternehmen.» Meine Herzdame setzt sich neben mich und unseren Kater aufs Sofa. «Wie wär’s mit Kino? Der letzte Film, den wir gesehen haben, war ‹Titanic›!»
Das ist zwar leicht übertrieben, aber ich muss reagieren: «Es laufen nur Actionfilme in 3-D oder ein moderner Heimatfilm mit schlechten Kritiken.»
Doch so leicht gibt meine Kulturbeauftragte nicht auf. «Oder ins Theater?» «Das ist entweder langweilig oder kindisch », erwidere ich skeptisch. Marthaler ist schon lange nicht mehr hier und Schlingensief ist gestorben», erfasst meine Herzdame meine Bedenken.
«Und wie wär’s mit einem Konzert?» Auch dagegen habe ich Argumente: «Zu laut, zu voll und neulich habe ich gelesen, dass du nach einer Rauchpause draussen nicht mehr ins Konzert hineinkommst.» Letzteres ist für meine Herzdame überzeugend.
Um meinem Image als Dauernörgler etwas entgegenzuwirken, ist es nun an der Zeit für einen eigenen Vorschlag: «Wir könnten doch wieder mal fein essen gehen!» «Gute Idee, aber wir haben grad gegessen. Ausserdem ist in Restaurants gehen das Einzige, was wir noch unternehmen», entgegnet meine Pragmatikerin.
Inzwischen ist eine Stunde vergangen. «Ich hol’ mir Chips und ein Glas Wein. Willst du auch was?» «Einen Whisky bitte.» So bleiben wir auch diesen Abend gemütlich auf dem Sofa sitzen, streicheln den Kater und lesen uns gegenseitig aus der Zeitung vor, was gestern an Kulturellem in unserer Stadt ablief.
publiziert im Journal 5-10