Umzug

«Du kannst die Couch doch nicht vor das Fenster stellen!» Mit einer Handbewegung wird sie von meiner Herzdame umplatziert. «An die Wand neben die Palme gehört sie.»

Wir planen unseren Umzug am Computer. Die neue Wohnung und die alten Möbel liegen massstabsgetreu auf dem Bildschirm verstreut, zum Herumschieben bereit.

«Ich möchte mal was Neues ausprobieren – modern, innovativ», verteidige ich meine Idee. «Hast du wieder ein Design-Magazin gelesen? Das Fenster bleibt frei von Innovation und von der Couch. Und wieso steht dein Hocker wieder da? Den gibst du doch ins Brockenhaus.» «Da kann ich so gut die Beine drauflegen.» «Es ist besser, wenn du es nicht machst, sonst sieht man deinen Bauch zu deutlich.» Meine Figurberaterin lächelt mir zu und löscht meine Beinstütze.

Ich versuche einen Rückkommensantrag: «Und wenn wir die Couch schräg vors Fenster stellen, das wäre doch originell?» «Dann hat der Couchtisch keinen Platz. Und den brauchst du für deinen Whiskey.» Wo sie recht hat, hat sie recht: Bequemlichkeit geht vor Trends setzen.

Fasziniert blicke ich auf unser digitales Einrichtungsmodell. «Dieses Computer-Möblieren ist schon toll. Durch das Optimieren haben wir viel mehr Platz als jetzt.» «Weil fast alle deine Möbel auf dem Plan fehlen», zweifelt meine Skeptikerin. Ich beruhige sie: «Die habe ich kompakt im Zusatzraum untergebracht.» «In welchem Zusatzraum?» «Dem hier.» Meine Herzdame lächelt: «Das ist das Treppenhaus.»

publiziert im Journal 1-11