Velokauf
«Es muss leicht rollen und die Bremsen müssen ziehen.» Nach Jahren auf einem Flohmarktgefährt konnte ich meine Herzdame überzeugen, sich ein neues Velo zu kaufen. «Gute Reifen sind auch wichtig.» Auf dem Weg zum Velohändler berate ich sie. Aber meine Ästhetikerin hat andere Prioritäten: «Blau wäre schön. Und bequem muss es sein.»
Ich versuche ihr die Komplexität des Unternehmens zu verdeutlichen: «Ein Velo hat viele Komponenten. Schaltung, Rahmen, Felgen – das muss alles aufeinander und auf dich abgestimmt sein.» Meine Herzdame zeigt sich unbeeindruckt: «Ich will es gleich mitnehmen.» «Nimm dir Zeit. Du musst mehrere Modelle vergleichen und in Ruhe probefahren. Wahrscheinlich musst du einzelne Teile auswechseln lassen – einen breiteren Lenker oder einen grösseren Gepäckträger.»
Im Laden begibt sich meine Herzdame in die Obhut des Verkäufers und ich schaue mich um. Während sie zielsicher die vorhandenen blauen Velos begutachtet, inspiziere ich Fiberglas-Bremsen und Carbon-Glocken.
Eine halbe Stunde später kommt meine Herzdame mit einem leuchtend blauen Velo aus dem Laden: «Bequem und blau. Einen besseren Lenker und einen Korb haben sie mir auch schon montiert. Und ich kann's gleich mitnehmen. Bist du mit deinen Recherchen fertig?» «Ich hab' auch was gefunden – eine Sonderanfertigung. Sie muss in Japan bestellt werden und ist in fünf Wochen hier.» Meine Herzdame staunt. «Was ist das denn Spezielles?» «Ein Rücklicht.»
publiziert im Journal 3-11