Frühlingssport

«Meine Hüfte sticht, meine Füsse schmerzen». Mit leidendem Gesicht humpelt meine Herzdame zum Sofa und lässt sich ächzend hineinfallen. Ich tröste sie: «Wir haben uns halt etwas übernommen». Und massiere mir meine Waden weiter mit krampflösender Salbe ein.

«Es ging doch nur eine halbe Stunde – und davon sind wir höchstens die Hälfte wirklich gejoggt» hadert meine Sportlerin mit ihrer Fitness. «Alle haben uns überholt – deutlich ältere als wir!» Sie ist der Verzweiflung nahe.

Ich versuche die positiven Aspekte unserer Leistung herauszuarbeiten: «Die ersten hundert Meter waren sehr steil, wir mussten viele Hunde und Katzen streicheln und mit einem Schrebergärtner plaudern. Das hat unseren Laufrhythmus beeinträchtigt».

Auf dem Sofa ausgestreckt hat sich meine Herzdame mit ihrem Körperzustand versöhnt. Sie würdigt das Positive der überstandenen Schinderei: «Für Körper und Geist wars sicher gut. Wir haben die erste Frühlingssonne genutzt und unsere unterbeschäftigten Muskeln bewegt. Noch unter die Dusche und ich fühle mich wieder frisch – belebt und entschlackt.»

So viel Gesundheit macht mich nervös. Ich lenke das Gespräch auf einen zentralen Aspekt unseres Wohlbefindens: «Was gibts zum Essen?». «Hacktätschli und Bratkartoffeln» beruhigt mich meine Köchin. «Mit Wein?» frage ich besorgt. «Natürlich!»

publiziert im Journal 3-12