Kaffeemaschine
«Wo ist denn meine Kaffeemaschine?» Entsetzt, ungläubig und zugleich verschlafen sucht mein Blick irritiert die Lücke auf dem Altar des Koffeins ab. «Die stand doch immer hier?»
«Jeden Morgen das Gleiche», schüttelt meine Herzdame verständnislos den Kopf. «Du hast sie anfangs Woche zur Reparatur gebracht.» Mein Blick wird wacher. «Stimmt. Du hast was daran kaputt gemacht.»
Meine Morgentherapeutin bleibt ruhig: «Nein. Du wolltest den ultimativen Ristretto produzieren. Dazu hast du so viel Kaffee hineingepresst, dass beim Aufheizen sämtliche Dichtungen mit einem lauten Knall draufgingen.» Es dämmert mir wieder. Reumütig setze ich mich an den Frühstückstisch. Meine Versorgerin füllt meine Tasse aus ihrer eigenen Espressokanne.
Ich klappe meinen Laptop auf und beginne mit der seelischen Verarbeitung der Abwesenheit meiner Lieblingsmaschine. «Meine Facebook-Seite ‹Kaputte Kaffeemaschine› hat schon 235 Likes», verkünde ich stolz. «Das musst du gleich twittern», erwidert meine Social-Media-Expertin leicht ironisch. «Und vergiss nicht dein tägliches ‹Platz ohne meine Kaffeemaschine›- Bild auf Flickr und das entsprechende Video auf YouTube.»
Mein Kopf sinkt auf die Tischplatte. «Was ist denn?», fragt meine besorgte Herzdame. «Das machst du doch alles immer mit deinem iPhone». «Ist gestern kaputt gegangen», murmle ich resigniert. «Ich habe einen stärkeren Akku eingebaut, dann ist es explodiert.»
publiziert im Journal 4-12