Sonntag im Zoo

«Ich will zu den Schimpansen.» Ent­­schlos­sen schreitet meine Herz­dame zu ihren Lieblingstieren. Beim Nach­­laufen kol­li­diere ich mit einem Dop­­pel­kin­der­wagen. Die Kleinen heulen mich an, die Mutter schaut mich feind­­selig an. Eine Ent­schul­digung stam­­melnd, folge ich meiner Herz­dame ins Affen­haus.

«Das Futter hängt überall.» Ich zeige auf einen hoch oben im Baum mit ei­­nem Salat­blatt beschäf­tigten Affen. «Das sollte ich zu Hause auch machen, dann bewegst du dich vielleicht et­­was», überlegt meine Hofköchin.

«Babylöwen!» Verzückt betrachtet meine Herz­dame die Jung­katzen im nächsten Gehege. Ich begutachte das neben mir herausragende Riesen­­objektiv eines Foto­grafen. «Zwei­Komma­­acht­­vier­hun­dert?» frage ich fach­männisch. «Zwei­null­­fünf­hun­dert­­fünfzig. Damit kommen die Schnurr­­haare schärfer», antwortet der Experte. Bevor ich über Be­lich­tungs­zeiten fach­­simpeln kann, zieht mich meine Herz­­dame weiter. «Ich habe Hunger.»

Im Zoorestaurant stolpere ich über ein am Boden spielendes Mädchen. Es kreischt, der Vater eilt be­schützend herbei, ich entschuldige mich. «Hotdogs – mit oder ohne Pommes frites?» Meine Gastro­kriti­kerin studiert er­nüch­tert das ku­li­na­ri­sche An­gebot und ent­scheidet: «Es­sen wir zu Hause.» Beim Aus­gang ertönt noch ein schril­ler Schrei. «Ich war’s nicht.» Ängst­lich halte ich Aus­schau nach nahen­den Eltern. Aber es war nur ein Papa­gei. Wir gehen heim, essen gemütlich und be­wun­dern unseren Stu­ben­tiger beim Herum­liegen.

publiziert im Journal 2-14